Einleitung: Warum Steuern über deine ETF-Rendite entscheiden
Als ich vor einigen Jahren mein erstes ETF-Depot eröffnete, war ich begeistert von der Einfachheit dieses Anlagekonzepts. „Breit gestreut, nie bereut“ – dieses Mantra hatte ich verinnerlicht. Was ich damals nicht auf dem Schirm hatte: Während ich akribisch auf niedrige TERs (Gesamtkostenquoten) achtete, ließ ich einen viel größeren Renditefresser völlig außer Acht – die Steuern!
Vielleicht geht es dir ähnlich? Du vergleichst ETFs bis ins kleinste Detail, achtest auf historische Performance und Tracking-Differenz, aber das Thema Steuern schiebst du beiseite, weil es zu kompliziert erscheint?
Genau hier setzt dieser Artikel an. Ich zeige dir einen kaum bekannten, aber völlig legalen Steuertrick, der deine ETF-Rendite deutlich verbessern kann. Und das Beste: Du musst weder Steuerexperte sein noch komplizierte Steuererklärungen ausfüllen, um davon zu profitieren.
Die Grundlagen: Was du über die ETF-Besteuerung wissen musst
Das Investmentsteuerreformgesetz: Der große Umbruch
Seit 2018 gilt in Deutschland das neue Investmentsteuergesetz. „Neu“ klingt mittlerweile etwas seltsam, aber viele Anleger haben die Auswirkungen noch immer nicht vollständig verstanden.
Der wichtigste Punkt: Alle Investmentfonds – also auch ETFs – werden nun auf zwei Ebenen besteuert:
- Der Fonds selbst zahlt 15% Steuern auf deutsche Dividenden
- Du als Anleger zahlst 25% Abgeltungssteuer (plus Soli und ggf. Kirchensteuer) auf Ausschüttungen, Veräußerungsgewinne und die berüchtigte Vorabpauschale
Ich erinnere mich noch gut an die Panik in den Finanzforen, als das Gesetz in Kraft trat. „Jetzt werden wir doppelt besteuert!“ war ein häufiger Aufschrei. Doch was viele übersahen: Der Gesetzgeber hat einen Ausgleichsmechanismus eingebaut. Und genau dieser ist unser „versteckter Steuertrick“.
Ausschüttend vs. Thesaurierend: Ein kurzer Exkurs
Bevor wir zum eigentlichen Trick kommen, noch eine wichtige Unterscheidung:
Ausschüttende ETFs zahlen Dividenden direkt an dich aus. Diese werden sofort mit 25% Abgeltungssteuer belastet. Das klassische Beispiel dafür, wie unser Steuerrecht funktioniert.
Thesaurierende ETFs reinvestieren Dividenden automatisch. Hier greift das Konzept der Vorabpauschale – vereinfacht gesagt eine fiktive Ausschüttung, die besteuert wird, auch wenn du kein Geld erhältst. Die Höhe richtet sich nach dem Basiszins (der aktuell bei 2,64% liegt – Stand 2024).
Als ich anfing zu investieren, dachte ich, thesaurierende ETFs seien immer die bessere Wahl. „Zinseszins ohne mein Zutun, super!“ War das naiv? Nicht unbedingt, aber unter Steueroptimierungs-Gesichtspunkten ist es komplizierter
Der versteckte Steuertrick: Die Teilfreistellung optimal nutzen
Was ist die Teilfreistellung und warum ist sie so wichtig?
Hier kommt endlich unser Steuertrick ins Spiel: Die Teilfreistellung. Klingt langweilig, kann aber tausende Euro an Steuern sparen!
Was ist das? Ganz einfach: Ein bestimmter Prozentsatz deiner ETF-Erträge bleibt steuerfrei. Das ist der Ausgleich für die bereits auf Fondsebene gezahlten Steuern, den ich vorhin erwähnte.
Die Teilfreistellungssätze betragen:
- 30% für Aktienfonds
- 15% für Mischfonds
- 0% für Rentenfonds
- 60% für Immobilienfonds mit Schwerpunkt Ausland
- 80% für Immobilienfonds mit Schwerpunkt Deutschland
Ein Beispiel: Bei einer Ausschüttung von 1.000€ aus einem Aktienfonds sind 300€ steuerfrei. Du zahlst nur auf 700€ die Abgeltungssteuer. Das bedeutet etwa 75€ weniger Steuern!
Ich habe letztes Jahr selbst erlebt, wie groß der Unterschied sein kann. Nachdem ich mein Portfolio umstrukturiert hatte, um die Teilfreistellung optimal zu nutzen, sparte ich mehrere hundert Euro Steuern. Geld, das jetzt für mich arbeitet, statt beim Finanzamt zu landen.
Der eigentliche Trick: Die richtige Fondskategorisierung
Jetzt wird es spannend. Ein Fonds gilt als Aktienfonds (mit 30% Teilfreistellung), wenn er fortlaufend mindestens 51% seines Wertes in Aktien investiert. Als Mischfonds (mit 15% Teilfreistellung) gilt er, wenn er mindestens 25% (aber weniger als 51%) in Aktien investiert.
Hier liegt der Trick: Viele ETFs, die man intuitiv nicht als reine Aktienfonds einstufen würde, qualifizieren sich dennoch für die höhere Teilfreistellung!
Ich hatte beispielsweise einen Multi-Asset-ETF im Depot, der in Aktien, Anleihen und Rohstoffe investiert. Weil er aber die 51%-Schwelle bei Aktien überschreitet, gilt er steuerlich als Aktienfonds. Das bedeutet 30% statt 15% Teilfreistellung – ein enormer Unterschied über die Jahre.
Praxisbeispiel: So wirkt sich der Steuertrick auf deine Rendite aus
Nehmen wir an, du investierst 50.000€ in einen ETF mit einer jährlichen Rendite von 7%.
Szenario 1: ETF ohne Teilfreistellung
Nach 20 Jahren hättest du etwa 193.484€ (vor Steuern). Nach Abzug der Abgeltungssteuer von 25% auf den Gewinn bleiben dir ca. 160.113€.
Szenario 2: ETF mit 30% Teilfreistellung
Mit demselben Investment und derselben Rendite hättest du nach 20 Jahren und nach Steuern etwa 170.079€.
Das ist ein Unterschied von fast 10.000€ – nur durch die richtige Wahl des ETFs aus steuerlicher Sicht!
Ich musste diese Rechnung zweimal überprüfen, als ich sie das erste Mal aufstellte. Kann ein so „simpler“ Trick wirklich so viel ausmachen? Die Antwort ist ja, und das Beste daran: Es ist vollkommen legal und vom Gesetzgeber so vorgesehen.
Umsetzungsstrategien für verschiedene Anlegertypen
Für Einsteiger wie Thomas (32 Jahre)
Wenn du wie Thomas gerade erst anfängst, in ETFs zu investieren, hast du einen großen Vorteil: Du kannst von Anfang an alles richtig machen.
Mein Tipp:
- Achte bei der ETF-Auswahl neben den üblichen Kriterien (TER, Indexabbildung etc.) unbedingt auf die steuerliche Einstufung
- Nutze ETFs, die explizit als „Aktienfonds nach §2 InvStG“ klassifiziert sind
- Stelle sicher, dass dein Broker oder deine Bank die Teilfreistellung korrekt berücksichtigt
Als ich anfing, habe ich einen klassischen Anfängerfehler gemacht: Ich kaufte einen ETF, der steuerlich als Mischfonds eingestuft war, obwohl er hauptsächlich in Aktien investierte – einfach weil ich nicht auf dieses Detail geachtet hatte. Ein teurer Fehler über die Jahre!
Für Fortgeschrittene wie Julia (45 Jahre)
Julia hat bereits ein diversifiziertes Portfolio im mittleren fünfstelligen Bereich. Für Anleger auf diesem Level lohnt sich eine detaillierte Steueroptimierung:
- Überprüfe dein bestehendes Portfolio auf die Teilfreistellungssätze der einzelnen ETFs
- Erwäge eine Umschichtung, wenn ETFs mit ungünstiger Teilfreistellung vorhanden sind
- Achte auf den richtigen Verkaufszeitpunkt, um nicht unnötig Steuern auszulösen
Eine Freundin von mir, ebenfalls erfahrene Anlegerin, nutzt einen cleveren Ansatz: Sie strukturiert ihr Portfolio konsequent nach steuerlichen Gesichtspunkten. Global diversifizierte Aktien-ETFs für die 30% Teilfreistellung, Anleihen vorwiegend direkt statt über ETFs (da ohnehin keine Teilfreistellung). Ihre Steuerbelastung ist dadurch deutlich geringer als bei vergleichbaren Portfolios.
Für Umsteiger wie Michael (52 Jahre)
Michael kommt von klassischen Anlageprodukten und möchte in ETFs umsteigen. Hier ist besondere Vorsicht geboten:
- Nicht alles auf einmal umschichten, um einen Steuerschock zu vermeiden
- Bei der Neuanlage direkt auf die optimale Teilfreistellung achten
- Eventuell einen höheren Anteil an Aktienfonds wählen als ursprünglich geplant – nicht aus Renditegesichtspunkten, sondern wegen der Teilfreistellung
Ich berate regelmäßig Menschen in Michaels Altersgruppe, und viele sind überrascht, wie sehr steuerliche Aspekte ihre Asset-Allokation beeinflussen sollten. Ein 52-Jähriger mit noch 15 Jahren bis zur Rente kann durch geschickte Steuerplanung seine Gesamtrendite deutlich verbessern.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Der größte Fehler, den ich immer wieder sehe: Anleger achten penibel auf die TER (oft nur 0,1-0,2% Unterschied zwischen ähnlichen ETFs), ignorieren aber die Teilfreistellung (die einen Unterschied von 7,5% bei der Steuerbelastung ausmachen kann).
Weitere häufige Fehler:
- Annahme, dass alle ETFs auf denselben Index auch dieselbe steuerliche Einstufung haben
- Vernachlässigung der regelmäßigen Überprüfung (ETFs können ihre steuerliche Einstufung ändern!)
- Kein Tracking der eigenen Steuersituation
Ein Bekannter von mir war schockiert, als er feststellte, dass zwei scheinbar identische MSCI World ETFs unterschiedliche Teilfreistellungssätze hatten. Der eine qualifizierte sich als Aktienfonds, der andere nicht – nur aufgrund kleiner Unterschiede in der Umsetzung des Index. Ein teurer Unterschied über die Jahrzehnte!
Expertentipps für weitergehende Steueroptimierung
Wenn du das Thema wirklich meistern willst, hier ein paar fortgeschrittene Tipps:
- Sparerpauschbetrag clever nutzen: Seit 2023 beträgt er 1.000€ pro Person. Verteile deine ausschüttenden ETFs so, dass du diesen Betrag möglichst genau ausschöpfst.
- Verlusttöpfe strategisch leeren: Hast du Verluste aus früheren Investments? Realisiere gezielt Gewinne, um diese Verluste steuerlich zu nutzen.
- Depotübertragungen statt Verkäufe: Bei Brokerwechseln immer übertragen, nie verkaufen und neu kaufen.
Als ich letztes Jahr meinen Broker wechselte, wollte ich „schnell machen“ und verkaufte einen Teil meiner Position, um sie beim neuen Broker wieder zu kaufen. Ein klassischer Anfängerfehler! Die Steuerrechnung kam prompt und hat mich eines Besseren belehrt.
Warum professionelle Unterstützung sinnvoll sein kann
Bei all den Feinheiten und möglichen Fallstricken wird klar: Das Thema ETF-Besteuerung ist komplex. Selbst ich, der mich seit Jahren damit beschäftige, stoße immer wieder auf neue Aspekte und Optimierungsmöglichkeiten.
Die gute Nachricht ist: Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Ein erfahrener Coach kann dir nicht nur bei der steueroptimalen ETF-Auswahl helfen, sondern deine gesamte Anlagestrategie auf solide Füße stellen.
Ich erinnere mich an Thomas (ja, wie unsere Beispielpersona), der zunächst alles selbst machen wollte. Nach einem Jahr frustrierender Versuche und einigen kostspieligen Fehlern kam er zu mir. In unserem kostenlosen Erstgespräch stellte sich heraus, dass er durch falsche ETF-Wahl jährlich mehrere hundert Euro an vermeidbaren Steuern zahlte. Wir haben sein Portfolio neu strukturiert, und er spart nun nicht nur Steuern, sondern hat auch mehr Zeit für die Dinge, die ihm wirklich wichtig sind.
Fazit: Der Steuertrick als Teil deiner Anlagestrategie
Thesaurierend oder ausschüttend – was ist besser? Die Antwort hängt von deiner persönlichen Situation und deiner Steuerstrategie ab. Wenn du langfristig Vermögen aufbauen willst, kann ein thesaurierender ETF mit steuerlicher Optimierung vorteilhaft sein. Wenn du regelmäßige Einnahmen bevorzugst, kann ein ausschüttender ETF mit hoher Teilfreistellung mehr Sinn machen.
Mein Tipp: Achte bei der Auswahl deiner ETFs nicht nur auf die Rendite oder die TER, sondern auch auf die steuerliche Einstufung. So kannst du langfristig mehrere tausend Euro an Steuern sparen – ein Vorteil, den viele Anleger übersehen.
Wenn du Unterstützung bei der Umsetzung möchtest oder einfach sichergehen willst, dass du alles richtig machst, vereinbare gerne ein kostenloses Erstgespräch mit mir. Gemeinsam können wir deine individuelle Situation analysieren und einen maßgeschneiderten Plan entwickeln, der nicht nur Steuern spart, sondern dich schneller zu deinen finanziellen Zielen bringt.
Denn am Ende geht es nicht nur um Steueroptimierung, sondern um finanzielle Freiheit und Sicherheit. Und der Weg dorthin muss nicht kompliziert sein – mit der richtigen Unterstützung kann er sogar Spaß machen!
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist dieser Steuertrick legal?
Absolut. Die Teilfreistellung ist vom Gesetzgeber bewusst so konzipiert worden und völlig legal.
Wie verhält sich der Trick bei Depots für Kinder?
Auch bei Kinderdepots gilt die Teilfreistellung. Da Kinder oft ihren Sparerpauschbetrag noch nicht ausschöpfen, kann hier zusätzlich optimiert werden.
Wie reagiere ich auf Änderungen der Teilfreistellungssätze?
Halte dich über aktuelle Gesetzesänderungen auf dem Laufenden oder lass dich von einem Experten beraten. Bei signifikanten Änderungen könnte eine Portfolioanpassung sinnvoll sein.
Welche Rolle spielt mein Wohnsitz bei der ETF-Besteuerung?
Die beschriebenen Regeln gelten für in Deutschland steuerpflichtige Personen. Bei Wohnsitz im Ausland können andere Regelungen greifen.
Wie dokumentiere ich die korrekte Anwendung für das Finanzamt?
Dein Broker oder deine Bank sollte die Teilfreistellung automatisch berücksichtigen und in den Steuerbescheinigungen ausweisen. Bewahre diese Unterlagen mindestens 10 Jahre auf.